Puh, der Großteil des Trimesters ist geschafft und ich habe endlich mal wieder ein bisschen Zeit, um hier zu schreiben 🙂
Dieses Mal möchte ich euch, wie schon im letzten Beitrag angekündigt, vom IELTS-Test erzählen. Diesen Englischtest musste ich bestehen, um überhaupt hier in Neuseeland studieren zu können. Wie der Test aussieht, wie man sich vorbereiten kann und wie es für mich gelaufen ist, lest ihr hier…
Warum dieser Test?
Hinsichtlich der Zugangsvoraussetzungen und der Höhe der Studiengebühren gibt es hier große Unterschiede zwischen Kiwis und internationalen Studierenden. Mehr zu den Gebühren findet ihr hier im ersten Beitrag über mein Studium.
Bei internationalen Studierenden gehört dieser IELTS-Test (International English Language Testing System), der mal eben $385 kostet, zu den Zugangsvoraussetzungen. Manche Unis bieten auch einen eigenen, deutlich günstigeren Test an. Meine auch, aber das habe ich natürlich erst wenige Stunden, nachdem ich mich zum IELTS-Test angemeldet hatte, erfahren 😉 Naja, aber ich bin auch eigentlich ganz froh, den offiziellen Test gemacht zu haben. Wer weiß, wofür ich den nochmal gebrauchen kann…
Das zu erreichende Ergebnis variiert von Uni zu Uni und von Studiengang zu Studiengang. Das höchste zu erreichende Ergebnis ist 9,0, was wohl dem Sprachniveau eines Muttersprachlers entsprechen soll. Ich brauchte insgesamt eine 6,5 und durfte in keinem der vier Bereiche Sprechen, Lesen, Hören oder Schreiben unter 6,0 liegen. Eine Freundin brauchte wiederum in allen Bereichen mindestens eine 7,5. Ist also wirklich total unterschiedlich.
Wo kann man den Test ablegen?
Laut der IELTS-Seite gibt es weltweit mehr als 1.100 Testzentren. In Wellington kann man den Test an zwei Unis machen und ich habe die gewählt, die ich innerhalb von ca. 30 Sekunden zu Fuß erreichen kann. Das war also ganz komfortabel 🙂
Wie sieht der Test aus?
Es gibt zwei Arten des Tests: Den allgemeinen und den akademischen Test. Welchen Test man braucht, hängt davon ab, was man vorhat:
- Will man in einem englischsprachigen Land eine weiterführende Schule besuchen, an bestimmten Ausbildungsprogrammen teilnehmen oder arbeiten, wird in der Regel der allgemeine Test verlangt. Diesen Test muss man außerdem ablegen, wenn man nach Australien, Kanada, Neuseeland oder Großbritannien einwandern will.
- Möchte man hingegen studieren oder bestimmte Berufsqualifikationen erlangen, dann braucht man den akademischen Test.
Je nachdem, was man genau vorhat, werden auch andere Englischtests anerkannt. Hier gibt’s z. B. ’ne Liste, welche Tests und Testergebnisse für die verschiedenen Visumstypen in Neuseeland anerkannt werden.
Der IELTS-Test besteht aus vier Teilen: Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben. Den Teil “Sprechen” kann man getrennt von den anderen Teilen ablegen, die Teile “Hören”, “Lesen” und “Schreiben” gibt’s aber nur als gemeinsamen Prüfungsblock. Hier ist eine kleine Übersicht über die verschiedenen Testteile:
Sprechen
Der Teil “Sprechen” dauert 11 bis 14 Minuten und besteht aus drei Teilen:
- Zunächst wird man über allgemeine Dinge befragt wie z. B. warum man in Neuseeland ist, wie es einem gefällt, Studium, Arbeit, Hobbies etc.
- Dann bekommt man ein Thema, über das man eine Minute lang nachdenken und dann zwei Minuten lang quatschen muss.
- Anschließend werden einem für vier bis fünf Minuten weitere Fragen zu diesem Thema gestellt.
Hören
Der Teil “Hören” dauert 40 Minuten: 30 Minuten zum Zuhören und anschließend 10 Minuten, um seine Antworten ins Testformular zu übertragen. Dieser Testteil besteht aus vier Abschnitten:
- je einem Monolog und einem Dialog, in dem es um Alltagsthemen geht und
- je einem Monolog und einem Dialog über studien-/ausbildungsrelevante Themen.
In den Aufnahmen kommen natürlich verschiedene Akzente und Dialekte vor 😉
Lesen
Beim Teil “Lesen” hat man 60 Minuten, um drei Texte zu lesen und 40 Fragen dazu zu beantworten. Je nach Testtyp bekommt man hier etwas unterschiedliche Texte vorgelegt: Im allgemeinen Test stammen die Texte aus Alltagssituationen (z. B. aus Magazinen, Zeitungen, Anzeigen etc.) und sind vermutlich ein bisschen einfacher, während die Texte im akademischen Teil ein bisschen komplexer und anspruchsvoller sind.
Schreiben
Der Teil “Schreiben” dauert ebenfalls 60 Minuten und hier gibt’s für beide Testtypen etwas unterschiedliche Aufgaben:
Im allgemeinen Test hat man zwei Aufgaben:
- Zunächst bekommt man eine Situation vorgelegt und man muss dazu einen Brief schreiben, in dem man — je nach Aufgabenstellung — entweder weitere Informationen verlangt oder die Situation erklärt. Es kann ein persönlicher, halb-formaler oder formaler Schreibstil verlangt sein.
- Anschließend gilt es, einen Aufsatz über ein vorgegebenes Thema (Meinung, Streitthema, Problem) zu schreiben. Hier kann der Schreibstil persönlich sein.
Im akademischen Test gibt’s ebenfalls zwei Aufgaben:
- Als erstes hat man ein Diagramm oder Schaubild zu erläutern. Das kann ein Prozess sein oder eine Entwicklung von Zahlen über mehrere Perioden oder Ähnliches.
- Danach muss auch in diesem Testtyp ein Aufsatz geschrieben werden. Der muss aber in jedem Fall im formalen Stil verfasst werden.
Wie kann man sich vorbereiten?
Zur Vorbereitung gibt’s mehrere Möglichkeiten, u. a. Präsenzkurse an Volkshochschulen und ähnlichen, kostenloses Online-Material und kostenpflichtige Online-Kurse. Ich hatte nur acht Tage oder so zur Vorbereitung und habe mich für eine Kombination aus den letzten beiden Möglichkeiten entschieden 🙂
Zum einen habe ich ganz viel hilfreiches Material beim IELTS buddy gefunden und weil ich einer kostenlosen Seite einfach nicht so richtig getraut habe, habe ich mir außerdem den offiziellen IELTS Express Course für 49 australische Dollar gegönnt. Im Nachhinein denke ich, dass ich vermutlich auch mit dem IELTS buddy alleine ausgekommen wäre 😉
Es war auf jeden Fall gut, viele Infos darüber zu finden, was einen in den einzelnen Teilen so erwartet. Wirklich vorbereitet habe ich mich aber hauptsächlich auf’s Schreiben. Gequatscht habe ich ja eh im Alltag, bei einer Hörprobe habe ich entschieden, dass es einfach Glück ist, ob ich alles mitbekomme und bei einer Leseprobe habe ich gemerkt, dass ich vor allem schnell sein und alles Wesentliche unterstreichen muss 🙂
Also habe ich die acht Tage der Vorbereitung in erster Linie damit zugebracht, Diagramme und Prozesse zu beschreiben und Aufsätze zu allen möglichen Themen zu schreiben. In beiden genannten Quellen findet man reichlich Themen und Mustertexte und außerdem Vokabeln, die man sich einprägen sollte. Das war schon sehr hilfreich 🙂
Wie lief der Test für mich?
Ich habe alle vier Teile an einem Tag abgelegt und das ganze Spektakel zog sich von 10 Uhr bis kurz nach 16 Uhr.
Zunächst einmal hieß es warten. Dann anstehen, um sich zu registrieren. Dafür musste man seinen Pass vorzeigen, seinen Fingerabdruck scannen und sich fotografieren lassen. Dann wieder warten, bis man einzeln von den Prüfern für den Teil “Sprechen” abgeholt wurde. Hier wurde ich erst ein bisschen zu meiner derzeitigen Situation interviewt, musste dann zwei ewig lange Minuten von einer positiven Veränderung in meinem Leben erzählen. Hier habe ich natürlich mein NZ-Abenteuer gewählt, aber ich habe so schnell gequasselt, dass mir irgendwann der Stoff ausging und ich mir echt ein bisschen was aus den Fingern saugen musste 😉 Danach musste ich noch ein paar Fragen zu Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland, über Möglichkeiten für Kinder, draußen zu spielen, darüber ob der Alltag heute lauter ist als früher etc. beantworten.
Dann konnte ich für fast ’ne Stunde nach Hause, was essen und ein bisschen mit meiner Mitbewohnerin quatschen und dann kam der zweite Teil. Hierfür hieß es erst mal wieder warten, dann anstehen, um seine Tasche einzuschließen, dann wieder warten, dann zum anderen Gebäude rüberlaufen, warten, zum Raum laufen, warten, anstehen, um in den Raum reinzukommen, Fingerabdruck scannen, Platz zugewiesen bekommen und… warten 😉
Zum Sprechen durfte man wirklich nur seinen Reisepass mitnehmen, alles andere musste man zurücklassen. Selbst Armbanduhren waren verboten. Beim zweiten Prüfungsteil war dann außerdem noch eine durchsichtige Wasserflasche erlaubt. Die Etiketten mussten wir aber entfernen, da sie schließlich englische Wörter enthielten und damit eine super Hilfe beim Test gewesen wären 😛
Irgendwann ging’s dann endlich los und etwa drei Stunden später war’s dann auch endlich geschafft 🙂
Beim Hören habe ich glücklicherweise alles mitbekommen. Beim Lesen hatte ich Glück mit den Texten: Ich war superschnell durch, es blieb direkt ziemlich viel hängen und am Ende hatte ich sogar noch Zeit, um auf Toilette zu rennen und anschließend meine Antworten schnell zu kontrollieren. Und auch beim Schreiben hatte ich Glück mit den zu beschreibenden Diagrammen und dem zu diskutierenden Thema. Die gingen mir deutlich einfacher von der Hand als so manche Übungsthemen und ich bin gerade so mit der Zeit hingekommen.
Insgesamt bin ich also mit einem ganz guten Gefühl aus dem Test gegangen 🙂
Das Ergebnis
Nach dem Test hieß es noch mal zwei Wochen lang warten und dann gab’s das Ergebnis online und einen Tag später auch im Briefkasten. Für die Zulassung zu meinem Studiengang hat das Ergebnis locker gereicht, aber mit einer 7,0 im Teil Schreiben hätte ich mich z. B. auch nicht für den Studiengang einschreiben können, den meine Freundin ursprünglich belegen wollte.
Auch wenn’s letztendlich alles gut ausgegangen ist, so finde ich den Test in seiner jetzigen Form nicht wirklich sinnvoll. Zum einen finde ich den Zeitdruck, dem man beim Lesen und Schreiben ausgesetzt wird, total überflüssig. Ist ja im wahren Leben auch nicht so gegeben. Ne halbe Stunde mehr würde da mit Sicherheit nicht schaden. Dann könnte man sich z. B. bei den Aufsätzen erst mal in Ruhe überlegen, was denn eigentlich die eigene Meinung zu dem Thema ist. Und beim Hören ist man ja nicht nur mit dem Zuhören beschäftigt, sondern auch damit, gleichzeitig Fragen und Antwortmöglichkeiten im Blick zu behalten. Ich finde, da wäre ein zweiter Durchlauf gar nicht schlecht. Im wahren Leben frage ich ja auch einfach nach, wenn ich was nicht verstanden habe. Und es soll ja schließlich darum gehen, herauszufinden, ob die Teilnehmer die englische Sprache ausreichend beherrschen, um in einem englischsprachigen Land in Alltag, Job, Studium etc. klarzukommen.
Naja, aber da habe ich ja leider nix zu sagen 😉 Jedenfalls sollte es niemand zu schwer nehmen, wenn er die gewünschte Punktezahl nicht erreicht. Da gehört ja auch immer noch ’ne Portion Glück dazu!