Als ich im letzten Jahr mit meinem Kiwimobil auf der Südinsel unterwegs war, habe ich viele Highlights der neuseeländischen Landschaft gesehen, die ich euch nicht vorenthalten will. Deswegen gibt’s jetzt mal wieder einen kleinen Rückblick ins letzte Jahr. Diesmal geht’s ins Fiordland, genauer gesagt zum Milford Sound. Und im nächsten Beitrag erzähle ich euch dann vom Ausflug zum Doubtful Sound 🙂
Ausgangspunkt: Te Anau
Ins Fiordland bin ich letztes Jahr im Juli — also mitten im Winter — gekommen. Und ich kann schon mal vorwegnehmen: Ja, es lohnt sich auch im Winter 🙂
Als Ausgangspunkt für meine Erkundung des Fiordlands hatte ich das kleine Örtchen Te Anau gewählt. Untergekommen bin ich auf dem Te Anau Kiwi Holiday Park und den fand ich auch ziemlich gut. Ich hatte ganz viel Abstand zum nächsten Campervan, vom Aufenthaltsraum aus konnte ich den See sehen und Küche, Toiletten etc. waren auch alle super 🙂
Und das (im Winter ziemlich verschlafene) Örtchen selbst ist auch ganz nett. Hier mal ein paar Eindrücke…
Zunächst ist da mal Quintin Mackinnon. Er und Ernest Mitchell sind als erste Europäer auf dem Landweg vom Lake Te Anau zum Milford Sound gereist. Ihre Route wurde der berühmte Milford Track, einer der Great Walks Neuseelands.
Mit genügend Kohle bleibt in Neuseeland hinsichtlich der Aktivitäten und Abenteuer echt kein Wunsch offen. Zum Beispiel kann man in Te Anau Rundflüge mit diesem Wasserflugzeug buchen. Die Touren gehen auch schon bei $ 95 los. Dafür ist man dann ganze 10 Minuten unterwegs 😉
Die Reise zum Milford Sound
In jeder anderen Jahreszeit wäre ich selbst zum Milford Sound gefahren. Im Winter war es mir aber zu heikel, da die Strecke nicht ganz ungefährlich ist. Also habe ich bei Trips & Tramps ’ne Tour (durchgeführt von Real Journeys) gebucht, bei der ich morgens mit einem Van am Campingplatz abgeholt wurde 🙂 Nachdem wir noch ein paar mehr Leute (wir waren zu acht plus Guide) eingesammelt hatten, ging es dann los Richtung Milford Sound. Es war toll, in so einer kleinen Gruppe unterwegs zu sein. Da ich vorne saß, habe ich auch alles mitbekommen, was unser Guide so erzählt hat (und er hat eine Menge erzählt) und wenn er nicht über’s Mikro mit allen gesprochen hat, hat er sich so mit mir unterhalten. So bin ich ausnahmsweise mal nicht eingeschlafen. Das ist mir bei früheren Touren nämlich regelmäßig passiert 😉
Ich war letztendlich wirklich froh, nicht selbst fahren zu müssen. Schneeketten waren zwar keine nötig, aber es wurde regelmäßig vor Glatteis gewarnt und zwei Fahrzeuge lagen auch schon im Straßengraben. Und das obwohl die Streufahrzeuge schon früh morgens unterwegs waren. Also passt auf, wenn ihr dort im Winter unterwegs seid!
Ansonsten ist die Strecke aber wirklich schön und wir haben zwischendurch auch mehrfach angehalten, um die Gegend zu erkunden. Unter anderem auch an diesen “Mirror Lakes”, also Spiegelseen:
Außerdem ging’s in den Wald und zu diesen schönen Wasserkaskaden:
Auf dem Weg durch den Wald hat unser Guide uns ganz viel zu den Pflanzen erzählt. Die Blätter vom kawakawa (“Pfefferbaum”) sollten wir auch probieren. Er hat uns natürlich vorher nicht gesagt, wie der Baum heißt und wenn man ein bisschen auf den Blättern rumkaut, schmecken sie tatsächlich nach Pfeffer. Sie werden deshalb gerne von den Maori beim Kochen verwendet. Bei einer anderen Pflanze sollten wir an den Blättern riechen. Die sollen wohl nach Sellerie riechen, aber ich habe den Geruch eher mit Mangos verbunden 🙂
Um zum Milford Sound zu kommen, muss man durch den Homer Tunnel. Der ist immer nur in eine Richtung befahrbar und so muss man davor schon mal ein bisschen warten. Aber dabei leisten einem häufig Keas, die frechen Bergpapageien, Gesellschaft und da wartet man dann ja auch gerne 🙂
Die Keas sind häufig in “Gangs” unterwegs und es kann schon mal vorkommen, dass einer dieser intelligenten Vögel für die Menschen posiert und die anderen in der Zeit die Autos zerpflücken 😉 Ihre schönen bunten Federn sieht man übrigens erst, wenn sie ihre Flügel ausbreiten…
Ja und hier mussten wir dann auch vor dem Tunnel warten. Dank einer Anzeige weiß man aber, wieviel Zeit man noch für Fotos hat 🙂
Die Bootstour auf dem Milford Sound
Am Milford Sound angekommen hat unser Guide uns abgesetzt und zusammen mit anderen Leuten sind wir dann an Bord des Milford Mariners gegangen:
Die Bootsfahrt dauerte ca. zwei Stunden und es war toll! Ich saß die ganze Zeit oben an der frischen Luft und habe die Aussicht genossen:
Kennt ihr eigentlich den Unterschied zwischen einem Sund (engl. “sound”) und einem Fjord? Also ich jetzt schon 🙂 Ein Sund entsteht durch einen Fluss, ein Fjord durch einen Gletscher. Und da sowohl der Milford Sound als auch der Doubtful Sound durch Gletscher entstanden sind, sind sie eigentlich Fjorde. Ahnungslose Europäer haben ihnen aber damals diese falschen Namen gegeben und irgendwie sind die hängen geblieben 😉
Bei der Tour haben wir unter anderem auch ein paar putzige Robben gesehen:
Und natürlich Wasserfälle. Die beiden Sounds (Milford und Doubtful) sollen direkt nach einem kräftigen Regen am schönsten sein, weil es dann so viele Wasserfälle zu sehen gibt. In dieser regenreichen Region ist es eigentlich nicht so unwahrscheinlich, dass man die Sounds während eines Regenfalls oder kurz danach sieht, aber jetzt herrschte tatsächlich schon “Dürre”: Es hatte seit fünf oder sechs Tagen nicht mehr geregnet. Aber ich glaube, wir fanden es alle ganz schön, dass es einfach in dem Moment nicht geregnet hat und wir bei schönstem Sonnenschein draußen sitzen konnten. Und ein paar Wasserfälle haben wir ja doch gesehen 🙂
Nach der Bootstour hat unser Guide uns wieder eingesammelt und sicher nach Hause gebracht. Mit Bus- und Bootstouren waren wir letztendlich den ganzen Tag unterwegs.
Viel gelernt… und das war nicht nur schön
Unser Guide hat uns wirklich viel erzählt, aber neben vielen interessanten Sachen waren da auch viele Geschichten zur Tierwelt dabei, die ich einfach nur schrecklich fand. Die waren alle nicht neu für mich, aber das macht es ja nicht besser 🙁
Er hat nochmal ein bisschen was dazu erzählt, wie die verschiedenen Tiere eingeschleppt wurden und wie sie dann zur “Plage” (pest) wurden. Die Maori brachten die Ratten mit, die Europäer dann die Kaninchen, damit man was zum Jagen hat. Ohne natürliche Feinde haben die sich ruckzuck vermehrt, also hat man kleine Raubtiere angeschleppt. Frettchen, Hermeline, Possums… Ach ja, die kann man ja auch gleichzeitig noch ganz toll für seine Kleidung nutzen. Also doppelt praktisch. Natürlich haben auch die hier keine Feinde und finden ganz viel zu essen und haben sich ebenfalls stark vermehrt. Jetzt ist es eben so, dass die einheimische Tierwelt und insbesondere die Vögel als sehr schützenswert gelten, während das Leben ihrer eingeschleppten Feinde nichts wert ist und ganz offiziell Jagd auf sie gemacht wird. Ich kriege ja jedes Mal zuviel, wenn ich die Fallen am Wegrand sehe 🙁
Ich wusste bis dahin allerdings nicht, wie diese Fallen genau funktionieren. Nach dem Ausflug wusste ich es 🙁 Unser Guide hat uns von zwei Arten von Fallen erzählt. Die meisten der bisherigen Fallen erschlagen die Tiere. Ich will nicht wissen, wie viel Tiere da nicht sofort tot sind und elendig krepieren. Die Fallen sind aber auch ein bisschen unpraktisch weil pflegeintensiv. Jetzt gibt’s aber ’ne super fortschrittliche Falle, die so einige Tiere töten kann, bevor sich ein Mensch wieder um sie kümmern muss. Die gibt ein Gel ab, das im Fell der Tiere landet. Und wenn die Tiere sich putzen, nehmen sie das Gift auf und sterben dran. Wow, super Fortschritt 🙁
Und auch unser Guide bekämpft fleißig die Feinde der einheimischen Vögel: Zum einen unterstützt das Unternehmen die Naturschutzbehörde (DOC) bei der “Fallenpflege” und dann hat unser Guide auch schon als Zehnjähriger mit seinem Kumpel Possums gefangen, erschlagen und gehäutet, um sich ein bisschen Taschengeld dazu zu verdienen. Das scheint hier leider gerade in den ländlichen Regionen normal zu sein und nimmt zum Teil ganz abartige Ausmaße an. Aber davon erzähle ich vielleicht mal in einem gesonderten Beitrag. Unser Guide hat uns jedenfalls ernsthaft ermuntert, Possums zu überfahren, wenn wir sie auf der Straße sehen. Denn: Nur ein totes Possum ist ein gutes Possum! Und das Geschäft mit dem Possumfell ist lukrativ: Man findet hier viel Kleidung, die Possumfell enthält.
Also versteht mich nicht falsch: Ich finde ja auch, dass die ganzen einheimischen Tiere vor’m Aussterben bewahrt werden sollten. Aber doch nicht so! Es gibt schon ein paar bessere Projekte, wo insbesondere die Vögel (es geht ja hauptsächlich um Vögel) auf die umliegenden kleinen Inseln gebracht werden, wo sie vor den Raubtieren sicher sind. Und es gibt auch auf dem “Festland” ein paar Gebiete, wo die Tiere frei leben, aber durch einen Zaun vor den Raubtieren geschützt sind, wie z. B. Zealandia hier in Wellington.
Auf dem Weg zum Milford Sound haben wir auch direkt noch ein bisschen Post verteilt. U. a. haben wir auf einer Schaffarm angehalten. Und das war wirklich schlimm. Unser Guide erzählte uns ganz begeistert von den Hunden, die dort gehalten werden und wie die beim Treiben der Schafe helfen. Und ich hätte heulen können 🙁 Die Hunde (nicht mehr ganz klein, aber wohl immer noch ziemlich jung) waren entweder an eine kleine Hütte angekettet oder hatten jeweils eine kleine Hütte in einem kleinen Käfig! Sie waren so aufgeregt, als sie unser Auto gesehen haben, und haben an ihren Ketten gezerrt oder versucht, aus dem Käfig zum kommen. Es war schrecklich 🙁
Wir mussten uns noch mehr Geschichten anhören, aber die erspare ich euch jetzt mal.
Ich bin in meiner Zeit hier in Neuseeland immer mal wieder mit dem grausamen Umgang mit Tieren in Berührung gekommen (Fleisch, Milch und Wolle gehören zu den Haupt-Wirtschaftszweigen, Jagd und Fischfang gehören zum Bild des maskulinen Kiwis und dann kommt eben noch die regelmäßige Tötung der eingeschleppten Tiere dazu), aber bei dieser Tour war es für meinen Geschmack definitiv zu geballt 🙁
Davon abgesehen war die Tour aber wie gesagt toll 🙂
Fazit
Der Milford Sound ist definitiv einen Besuch wert. Und zwar egal zu welcher Jahreszeit!
Wenn euch die Strecke so wie mir im Winter zu heikel ist oder ihr gerne (nicht nur schöne) Geschichten zu Natur und Geschichte hören wollt, dann kann ich so ’ne geführte Tour nur empfehlen. Ansonsten stelle ich es mir auch schön vor, die Strecke selbst zu fahren und anzuhalten, wenn man möchte 🙂
Von Te Anau ist es ein schöner Tagesausflug. Wenn ihr selbst fahrt, plant auf jeden Fall genug Zeit ein, damit ihr auch die ganzen schönen Zwischenstopps mitnehmen und die Gegend wirklich genießen könnt 🙂
Wie mir der Ausflug zum Doubtful Sound gefallen hat und welchen der beiden Sounds ich besser fand, erzähle ich euch dann im nächsten Beitrag…
Wollt ihr ein Feedback loswerden oder von euren Erfahrungen berichten? Habt ihr Fragen oder Anregungen? Dann hinterlasst doch einen Kommentar oder schreibt mir an info@meine-reise-nach-mittelerde.de. Ich freue mich darauf von euch zu lesen 🙂